Gegen Rückzug der Bahn aus der Region

Offener Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Bahn AG vom 30. November 2005

Sehr geehrter Herr Mehdorn,

als Bezirkstagspolitikerin der Grünen bin ich eine Verfechterin des Öffentlichen Personen Verkehrs. Ich selber nutze vielfach die Bahn als ökologisch sinnvolles Verkehrsmittel.

Doch leider entsteht für die Region um Ansbach der Eindruck, dass sich die Bahn schleichend zurückziehen will. Die Stadt selbst liegt einerseits günstig an einem Bahnkreuz, und andererseits ist Ansbach Sitz des Bezirkstages und der Regierung von Mittelfranken (und nicht Nürnberg).

Trotzdem gibt es eine schlechte Schnell-Verbindung in die Landeshauptstadt München. Lediglich zwei IC-Züge fahren täglich auf direktem Weg, und ab 28. Mai 2006 (zur Eröffnung der Neubaustrecke Nürnberg – München) fällt diese wichtige Morgen-Verbindung ab Ansbach sogar ganz weg.

Für die ländliche Region ist diese Verbindung aber enorm wichtig und sie ist eine sehr gute Alternative zum Auto. Seit Jahren kämpfen wir dafür, dass der ICE von Würzburg nach Augsburg wenigstens alle zwei Stunden in Ansbach hält. Im Gegenzug könnte man auch auf die IC-Verbindung verzichten. Es verwundert mich, dass der ICE zwischen Würzburg und Augsburg rund zwei Stunden nicht hält und ein großes Gebiet durchfährt, was es in anderen Regionen sonst nicht gibt. Ein Halt in Ansbach macht aber Sinn für viele Bahnfahrer, schon allein wegen der guten Umsteigemöglichkeiten in Richtung Stuttgart und Nürnberg, und wegen des enorm großen Hinterlandes von Ansbach.

Desweiteren fehlt Ansbach eine Schnellverbindung nach Nürnberg. Früher konnte man gegen einen geringen Aufpreis die IR-Züge aus Stuttgart nutzen, doch diese sind durch IC-Züge ersetzt, für die es keine Zuschlagkarten im Verkehrsverbund gibt. Auch wenn wir bald einen S-Bahnanschluss bekommen brauchen wir eine schnelle Verbindung nach Nürnberg, die das Auto um Längen schlagen würde. Der IC fährt ja alle zwei Stunden – man müsste nur eine Regelung finden, dass man ihn gegen Aufschlag wieder nutzen dürfte.

Auch die Strecke Richtung Stuttgart macht Kopfzerbrechen. Es ist eine wichtige Verbindung zwischen Nürnberg und Stuttgart, was man daran sieht, dass die Fernverbindungen oft voll besetzt sind. Doch seit Jahren passiert kaum etwas auf dieser Strecke – der IC braucht immer noch länger als das Auto.

Besonders schlimm ist es aber auf der Nebenlinie zwischen Neustadt/Aisch und Bad Windsheim. Auf Grund maroder Gleise (so war in der Zeitung zu lesen), kann der Zug teilweise nur noch 10 bis 20 Stundenkilometer fahren. Es werden keine Anschlüsse mehr erreicht und für die meisten Menschen gibt es dort überhaupt keinen Grund mehr, die Bahn zu nutzen – eine fatale Entwicklung!

Als Bahn-Vielfahrer warne ich Sie eindringlich, die Region schleichend abzuhängen. Kurzfristig werden die Prestige-Projekte zwischen den großen Städten gewinnbringender sein, aber wenn der Anschluss in die Region immer öfter fehlt, werden die Menschen auch nicht mehr die Hauptstrecken nutzen. Kein Mensch fährt aus West-Mittelfranken mit dem Auto nach Nürnberg, um dort eine gute Zug-Verbindung nach München zu bekommen. Und so lange man mit dem Auto schneller von Ansbach nach München fährt, kann man die Menschen auch schlecht zum Umsteigen bewegen.

Ein weiteres Anliegen ist besonders uns Grünen wichtig: Warum betreibt die Bahn nicht wenigstens einen Teil der Dieselfahrzeuge mit Rapsöl – vor allem in den ländlichen Regionen mit nachwachsenden Rohstoffen. Bei den derzeitigen Dieselpreisen ist das eine deutlich günstigere Alternative, es unterstützt die heimische Wirtschaft und würde zeigen, dass die Bahn viel umweltfreundlicher ist, als das Auto.

Ich freue mich auf Ihre Ideen und Ihre Rückmeldung, die Bahn im ländlichen Raum noch attraktiver zu machen. Meinen Rückhalt haben Sie dafür.

Mit freundlichen Grüßen aus Ansbach

Birgit Raab (Sprecherin von Bündnis 90/DIE GRÜNEN im mittelfränkischen Bezirkstag)

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