Saatzucht ist ein Juwel

Saatzucht ist ein Juwel der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf

Grüne Bezirkstagsgruppe informiert sich über die Aktivitäten der Saatzucht

Pressemitteilung vom 27. Juli 2007

Die grünen Bezirksräte Birgit Raab und Paul Brunner informierten sich am Mittwoch, 25. Juli 2007 über die laufenden Aktivitäten der Saatzucht in Triesdorf. Der Leiter der Saatzucht, Herbert Geißendörfer, erläuterte die verschiedenen vielfältigen Projekte.

So werden in Triesdorf alle Winterweizensorten, die für den ökologischen Anbau empfohlen werden, in Kleinparzellen zur Beurteilung angebaut. Die Anbauversuche erfolgen in enger Abstimmung mit dem Ökolandbau-Berater Werner Wolfrum mit Sitz in Bamberg. Die Triesdorfer Ergebnisse fließen dann direkt in die Beratung vor Ort ein. Triesdorf ist sehr wichtig, weil es sonst keinen Versuchsstandort auf einem schwächeren, ertragsärmeren Boden gibt.

Direkt mit den Biobauern gibt es einen regen Austausch zwischen der Saatzucht Triesdorf. Traditionell wird seit einigen Jahren einmal im Juli eine Führung durch den Zuchtgarten für Biobauern angeboten. Auch ein gegenseitiger Austausch von Saatgut findet statt: Dieses Jahr zum Beispiel hat ein Demeter-Betrieb der Saatzucht Triesdorf einen „Goldweizen“ zur Verfügung gestellt, der schon von weitem durch seinen leicht kupfernen Farbton der Ähre aus den Weizenparzellen heraussticht.

Neu ist ein Sortenanbauversuch mit einem sogenannten Wechselweizen, eine Sommerweizensorte, die jedoch bereits Ende November / Anfang Dezember gesät werden kann, weil sie Frost ohne weiteres übersteht. Bei einem fortschreitenden Klimawandel könnte diese Sorte eine wichtige Rolle spielen, da sie im Frühling und Sommer mit Trockenheit besser umgehen kann.

Ein anderes Projekt beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung der Weißen Lupine, die in naher Zukunft als Eiweißlieferant das von weit her importierte, in den meisten Fällen gentechnisch veränderte Soja in der Fütterung ersetzen könnte. Hier ist die Saatzucht Triesdorf die einzige Stelle in Deutschland, die diese Pflanzenart züchterisch bearbeitet. Erste Erfolge sind bereits vor Ort sichtbar. Aus etwa vierzig Sorten haben sich einige wenige herauskristallisiert, die eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber des Erregers der Pilzkrankheit Anthraknose haben.

Auch der Austausch zwischen den verschiedenen Einrichtungen, von Fachoberschule bis Fachhochschule, ist rege. So hat der Bodenkundeprofessor Göbel eine umfangreiche Gesamtaufnahme des Bodens auf der ökologisch angebauten Fläche durchgeführt, angefangen vom Bodenprofil, Bodenphysik bis zur Nährstoffgehaltsbestimmung. In einigen Jahren soll diese Gesamtaufnahme wiederholt werden, um mögliche Entwicklungen und Unterschiede gut dokumentieren zu können.

Als Praktikumsplatz ist die Saatzucht Triesdorf sehr begehrt. Allein in 2007 haben fünf Praktikanten und Praktikantinnen die Möglichkeit erhalten, die Zuchtarbeit in der Saatzucht von Grund auf kennen zu lernen. Herbert Geißendörfer betont stolz, dass alle Schulen in Triesdorf die Saatzucht und die Zuchtgärten besuchen.

Sorgen bereitet den GRÜNEN das dramatische Artensterben und die zunehmende Gefährdung alter Pflanzensorten. Viele Chemiegiganten kaufen derzeit deutsche Saatzuchtunternehmen auf. Wenn diese Entwicklung so weiter geht, dann gibt es bald kein einziges deutsches Saatzuchtunternehmen mehr. Bezirksrat Paul Brunner: „Deshalb brauchen wir als ein Gegenpol die Saatzucht Triesdorf.“

Die Saatzucht Triesdorf garantiert als wichtiger Bestandteil der landwirtschaftlichen Lehranstalten, dass es Vielfalt, Sortenerhaltung und Sortenentwicklung gibt. Dieses „Juwel“ darf nicht wegrationalisiert werden, sondern braucht eine langfristige Perspektive und entsprechende finanzielle Unterstützung. Die Grünen im Bezirkstag setzen sich dafür ein, dass die Saatzucht Triesdorf langfristig erhalten bleibt. Tief beeindruckt zeigten sich die beiden Bezirksräte von der Vielfalt und Effizienz der Arbeit der Saatzucht Triesdorf.

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