Grüner Antrag im Wirtschafts- und Umweltausschuss des Bezirkstags Mittelfranken
(Triesdorf 05. Juli 2011)- Ist das umstrittene Herbizid Glyphosat auch bei den Lehranstalten Triesdorf im Tierfutter? Eine entsprechende Untersuchung haben die Grünen im Bezirkstag angeregt und hoffen auf ein Ergebnis im Wirtschafts-und Umweltausschuss am Mittwoch (6. Juli 2011).
Das Herbizid Glyphosat ist gerade in den USA massiv in Kritik geraten. Die Forderungen der GRÜNEN gehen aber noch weiter. Ab sofort soll kein gentechnisch verändertes Futter mehr in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf verfüttert werden. Ein entsprechender Antrag wird ebenfalls am Mittwoch behandelt.
„In der EU beugt man sich dem Druck der Industrie“, ist Birgit Raab, Bezirksrätin der Grünen, überzeugt. „In den USA gibt es bereits viele kritische Stimmen, die vor Glyphosat warnen.“ Dieses Unkrautvernichtungsmittel wird weltweit in großen Mengen eingesetzt und soll das meistverkaufteste der Welt sein. Ursprünglich war es in Kombination mit gentechnisch verändertem Saatgut als ökologisch unbedenklich angepriesen worden. Das veränderte Saatgut widersteht nämlich dem Herbizid und so sollten üppige Ernten möglich sein.
„2010 wurde weltweit etwa eine Million Tonnen von Glyphosat verkauft.“, erklärt die Bezirksrätin. „Ein riesiges Geschäft.“ Doch nun zerstören amerikanische Forscher dieses erfolgsversprechendes Geschäft. Sie berichten von Missbildungen bei Schweinen, die ihrer Meinung nach eindeutig auf das Herbizid zurückzuführen sind. Unterstützt werden sie in ihrer Meinung von englischen Wissenschaftlern. Sie gehen sogar noch weiter und machen Glyphosat auch für Krankheiten von Pflanzen verantwortlich. So soll das Bodenökosystem so nachhaltig verändert werden, dass giftige Pilze sich rasant vermehren und etwa Getreide beeinträchtigen.
Glyphosat haben die Forscher in Tiernahrung und -ausscheidungen festgestellt. In Tierversuchen sei es zu Veränderungen der Embryos gekommen. „Solange Glyphosat noch so umstritten ist, sollten wir gerade in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf auf deren Verwendung verzichten“, ist die Grünenpolitikerin überzeugt. Deshalb begrüßt sie die Futtermitteluntersuchungen der Lehranstalten, die auf Anregung ihrer Fraktion zustande kam. Zwei Futtermittel, die gentechnisch verändertes Soja enthalten werden nun auf Glyphosat untersucht. Das Ergebnis von Anbus-Analytik aus Fürth soll im Wirtschafts- und Umweltausschuss des Bezirks am 6. Juli vorgestellt werden.
Nachtrag von Birgit Raab: In der Sitzung vom 6. Juli 2011 wurde der Antrag vertagt, da auf Wunsch eines Bezirksrats der CSU dieses Anliegen zunächst im Fachbeirat der Landwirtschaftlichen Lehranstalten vorberaten werden soll und dann in der nächsten Sitzung des Wirtschafts- und Umweltausschusses am 21. Sept. 2011 beschlossen werden soll.
Merkwürdig finde ich, dass eilige Beschlüsse der CSU ohne Beteiligung des Fachbeirats gleich beschlossen werden können. Doch sind andere Anträge von Grünen oder SPD beteiligt, dann braucht man noch Beratungsbedarf, Beteiligung anderer Gremien und andere Verzögerungstaktiken. Falls die CSU diesem Antrag auf gentechnikfreie Fütterung der Tiere bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten im September 2001 nicht zustimmen sollte, würde sie sich mal wieder entlarven und ihre Doppelzüngigkeit zeigen.
Nach aussen hin für ein gentechfreies Bayern werben und auf der anderen Seite Millionen von Steuergeldern für Gentechforschung beschließen und nichts tun, um eine gentechfreie Fütterung zu fördern oder die Kennzeichnung von Lebensmittel, die mit gentechnisch verändertem Futter hergestellt wurden, zuzulassen.
Die Ergebnisse der Futtermittelproben liegen inzwischen vor: das Kuhkorn hatte 0,2 mg Glyphosat je kg und der Soja-Schrot 2 mg Glyphosat je kg. Das liegt zwar unter dem derzeitigen Grenzwert von 20 mg/kg für Sojaschrot, doch vor 1999 betrug der Grenzwert 0,1 mg Glyphosat je kg Sojaschrot. Auf Betreiben von der Firma Monsanto hatte die EU damals den Grenzwert drastisch erhöht, wie Benny Härlin in einem taz-blog schreibt. Und weiter: „Dagegen gilt ein Höchstwert von 0,05 mg pro Kilo in Fleisch, Milch und Eiern, mit Ausnahmen bis zu 2 mg Leber und Nieren.”
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